ÜB IMMER TREU UND REDLICHKEIT
Das Bild eines weißmarmornen Sarkophags im klassizistischen Stil: Eine nackte Männerfigur mit ausgestrecktem Arm und gesenktem Kopf. Der Sarkophag ist von Fahnen aus friderizianischer Zeit umrahmt. Das Glockenspiel der Potsdamer Garnisonkirche setzt ein, 'Üb immer Treu und Redlichkeit...' Trommelwirbel und ein Trompetensignal, das in die ersten Takte der Marseillaise übergeht. Marschschritte. Auf dem weißen Marmor werden geisterhaft Stiefelabdrücke sichtbar. Die Fahnen zerreißen. Zeitlupenhaft zerfällt die Männerfigur, zuletzt stürzt der Kopf, rollt über den Boden, bleibt liegen. Schrift darüber: 'Der Zustand moralischer Zerrüttung und Verwesung, der Preußens Niederlage möglich machte, seiner Erhebung voranging, wird erst verständlich, wenn wir die damaligen sozialen Zustände unverhüllt ins Auge fassen.' Willibald Alexis 1852
Helmut H. Schulz, Jahrgang 1931. Von Mitte der 1950er Jahre an publizierte er zahlreiche Aufsätze und Kurzprosa in Zeitschriften und Zeitungenin der DDR. Seit 1974 führt er eine Existenz als freier Schriftsteller. Erst 1978 trat er in den Schriftstellerverband der DDR ein, wechselte aber schon 1990 in den westdeutschen Schriftstellerverband VS, aus dem er inzwischen wieder ausgetreten ist. Er lebt heute in Berlin.