The Chase - Gegensätze ziehen sich an
Kapitel 1
Summer
"Soll das ein Witz sein?" Ich starre die fünf Mädchen an, die über mich richten. Sie haben verschiedene Haar-, Haut- und Augenfarben, aber trotzdem kann ich sie nicht auseinanderhalten, weil sie alle den gleichen Gesichtsausdruck aufgesetzt haben. Sie tun so, als würden sie bedauern, mir die schlechte Nachricht überbringen zu müssen, doch in ihren Blicken kann ich definitiv Schadenfreude erkennen.
Ha. Sie weiden sich an der Situation.
"Es tut mir leid, Summer, aber das ist kein Witz." Kaya lächelt mich mitleidig an. "Als Komitee der Kappa Beta Nu nehmen wir unseren Ruf sehr ernst. Wir haben heute Morgen eine Botschaft von den Nationals erhalten, in der ..."
"Ach wirklich? Eine Botschaft? Haben sie ein Telegramm geschickt?"
"Nein, eine E-Mail", sagt Kaya und hat meinen Sarkasmus anscheinend nicht verstanden. Sie wirft ihr schimmerndes Haar über eine Schulter. "Sie haben das Komitee daran erinnert, dass sich jedes Mitglied dieser Studentenverbindung an die vorgegebenen Standards anpassen muss, sonst verlieren wir unseren guten Ruf bei den Nationals ."
"Und auf den müssen wir doch achten", mischt sich Bianca ein und sieht mich flehend an. Von den fünf Miststücken vor mir scheint sie noch die Vernünftigste zu sein.
"Vor allem nach dem, was mit Daphne Kettleman passiert ist", fügt ein Mädchen, an dessen Namen ich mich nicht erinnern kann, hinzu.
Jetzt werde ich neugierig. "Was war denn mit Daphne Kettleman?"
"Alkoholvergiftung." Das vierte Mädchen - ich glaube, ihr Name ist Hailey - senkt ihre Stimme zu einem Flüstern und blickt sich hastig im Raum um, als könnten irgendwo im Wohnzimmer des Kappa-Hauses Wanzen versteckt sein.
"Ihr musste der Magen ausgepumpt werden", sagt das Mädchen ohne Namen hämisch. Da stellt sich mir die Frage, ob sie sich tatsächlich darüber freut, dass Daphne fast gestorben wäre.
Nun mischt sich Kaya mit herrischer Stimme ein. "Genug von Daphne. Du hättest sie nicht erwähnen sollen, Coral."
Coral! Stimmt. Das ist ihr Name. Und er klingt immer noch genauso blöd wie vor einer Viertelstunde, als sie sich mir vorgestellt hat.
"Wir sprechen Daphnes Namen in diesem Haus nicht laut aus", erklärt mir Kaya.
Mein Gott - einmal den Magen ausgepumpt, und die arme Daphne wird zu Lord Voldemort? Die Kappa-Beta-Nu-Verbindung der Briar University ist anscheinend sehr viel strenger als die der Brown.
Sie schmeißen mich also raus, bevor ich überhaupt aufgenommen worden bin.
"Es ist nichts Persönliches", fährt Kaya fort und schenkt mir noch ein falsches Lächeln. "Unser Ruf ist uns sehr wichtig, und obwohl du eine Erbin bist ..."
"Eine Präsidenten-Erbin!", stelle ich klar. Ha! Da hast du's, Kaya! Meine Mom und meine Oma standen während ihres Studiums auch schon einem Kapitel vor. Heyward-Frauen und eine Kappa-Verbindung gehören zusammen wie Heyward-Männer und ein Waschbrettbauch.
"Eine Erbin", wiederholt sie. "Aber wir legen nicht mehr so viel Wert auf diese Ahnen-Verbundenheit wie früher."
Ahnen-Verbundenheit? Wer sagt denn so was? Ist die mit der Zeitmaschine aus der Vergangenheit gekommen?
"Nun ja, wir haben unsere Regeln und Grundsätze. Und du hast die Verbindung an der Brown nicht gerade im Guten verlassen."
"Ich wurde nicht aus der Kappa-Verbindung geworfen", erwidere ich. "Ich bin vom College geflogen."
Kaya starrt mich ungläubig an. "Bist du darauf etwa stolz? Von einem der besten Colleges des Landes geflogen zu sein?"
Ich antworte ihr zähneknirschend. "Nein, darauf bin ich nicht stolz. Ich will damit bloß sagen, dass ich theoretisch immer noch ein Mitglied der Verbindung bin."
"Das mag ja sein, aber das bedeutet noch lange nicht, dass du in diesem Haus wohnen darfst." Kaya verschränkt die Arme vor ihrem weißen Angorapulli.
"Ich verstehe." Ich ahme