Zufall
2
Die knisternde Spannung hinter der Bühne des Volkstheaters war für alle Beteiligten spürbar. Alles rannte nervös hin und her. Der Regisseur nahm sichtlich erregt neben dem Assistent im Zuschauerraum, mit der Frage, Platz:
"Weißt du was von der Berger?"
"Wieso, soll ich was wissen?"
"Na ja, Hauptsache du sitzt da gemütlich auf deinem Hintern und ich kann mich abzappeln."
In diesem Moment kam ein junger Mann ganz aufgelöst auf den Regisseur zu. Er beugt sich zu ihm hinunter und flüstert ihm, mit fuchtelnden Armen, etwas zu.
"Kruzitürken und das jetzt" rief der Regisseur aufspringend. Der Assistent sah seinen Chef mit fragenden Augen an:
"Was ist denn los, weilst aufspringst wie ein aufgscheuchter Feldhas?"
Der Regisseur mit einer wegwerfenden Handbewegung:
"Ach die Berger. Die soll sich endlich ein warmes Nachthemd kaufen, für diese Seidenhemderln ist sie halt doch schon etwas zu alt."
"Na und deshalb springst auf als ob dich eine Tarantel gstochen hätt?"
"Nein du Kasperl, Influenza hat sie und liegt mit Fieber im Bett."
Der Assistent armeringend: "Und das jetzt, bei der Generalprobe."
"Also ich muss schon sagen eine äußerst intelligente Bemerkung. Was glaubst denn warum ich sonst so aufgebracht bin. Nicht wegen dem Seidenhemderl und auch nicht wegen der Influenza. Von mir aus kann die Berger ein Dauerfieber im Seidenhemderl haben. Aber nicht dann, wenn ich sie unter Vertrag hab und jetzt bei der Generalprobe brauch."
Der Assistent bemühte sich, ob seiner Beleibtheit, doch aufzustehen und sagte mit überzeugendem Ton:
"Aber wir müssen heute proben, weil morgen Premiere ist."
"Bravo Joschi, du bist wirklich ein gscheiter Mensch." Beinah erschöpft von dieser Erkenntnis ließ sich der Regisseur, mit einem langen Seufzer, in seinen Sessel fallen. Dann fragte er mit leisem Ton:
"Wir müssen die... die Neue, wie heißt sie denn gleich?"
"Schneider, Anna Schneider", antwortete der Assistent.
"Ach ja, Schneider. Also, dann versuche sie so schnell wie möglich zu fin..." In diesem Moment kam der Intendant auf die Bühne und rief dem Regisseur zu:
"Die Berger ist krank und liegt im Bett."
"A geh, was net sagn" fiel ihm der Regisseur ins Wort.
Der Intendant fährt mit fuchtelnden Armen fort.
"Ich habe schon jemand beauftragt, der das Frl. Schneider verständigen soll, dass sie spielen muss. Ich hoffe es wird nicht allzu lange dauern."
Der Satz war noch nicht zu Ende gesprochen, da stand Anna schon auf der Bühne. Der Intendant konnte seine Überraschung nicht verbergen:
"Wohnen sie gleich um die Ecke, weil sie schon da sind, Frl. Schneider?"
"Nein, Herr Intendant, aber ich bin doch bei allen Proben anwesend. Schließlich bin ich für diese Rolle als Substitut engagiert."
"Das ist sehr lobenswert, aber jetzt an die Arbeit."
Mit diesen Worten verließ der Intendant die Bühne. Anna stand nun allein dort oben und blickte erwartungsvoll zum Regisseur hinunter. "Das hat ja bestens geklappt" flüsterte dieser dem Assistent zu. Dann blickte er zu Anna hinauf:
"Na wunderbar Fräulein Schneider, jetzt möchte ich nur noch wissen, ob sie auch ihren Text können?"
"Ich denke schon, aber ich hatte noch bei keiner Probe die Gelegenheit, es zu beweisen."
"Na, jetzt haben sie ja die Möglichkeit. Gehen sie bitte schnell in die Garderobe der Frau Berger und ziehen sie sich um. Wir beginnen, sobald sie fertig sind."
Er richtete sich erleichtert in seinem Stuhl auf und flüsterte dem Assistent zu:
"Die ist ja viel zu schön, um gut Theater zu spielen, was meinst du?"
Der Assistent murmelte leise in seinen Bart:
"Sie kommt ja auch vom Kottulinsky."
Anna beeilte sich um schnell in die Garderobe zu kommen. Dabei stieß sie mit einem jungen Mann zusammen, der eine Requisite trug. Diese wäre ihm beinahe aus der Hand gef