Die berauschte Gesellschaft
Frauen sind anders
Weshalb das weibliche Geschlecht weniger verträgt und Alkohol in der Schwangerschaft Körperverletzung ist
Zunächst muss festgehalten werden: Frauen reagieren wesentlich empfindlicher auf Alkohol als Männer. So entwickeln sie bereits bei der Hälfte der Alkoholmenge und in wesentlich kürzerer Zeit eine fortgeschrittene Lebererkrankung, also eine Leberzirrhose, als Männer. Warum das so ist, bleibt letztendlich unklar. Verschiedene Mechanismen werden dafür verantwortlich gemacht:
1. Frauen haben etwas weniger Körperwasser als Männer, und da Alkohol wasserlöslich ist, ist die Blutalkoholkonzentration bei Frauen bei gleicher Zufuhr in Gramm pro Kilogramm Körpergewicht höher als bei Männern.
2. Frauen bauen im Magen weniger Alkohol ab als Männer. Frauen haben eine geringere Aktivität des Enzyms Alkoholdehydrogenase im Magen als Männer. Deshalb tritt mehr Alkohol in den Dünndarm über und wird schneller ins Blut aufgenommen. Das Ergebnis sind höhere Blutalkoholkonzentrationen.
3. Frauen haben Östrogene. Alkohol erhöht die Konzentration von Östrogenen im Blut, indem er den Abbau der Östrogene hemmt. Östrogene sind nicht nur krebserregend für die weibliche Brust, sie führen auch zu einer vermehrten Leberverfettung, insbesondere aufgrund der Tatsache, dass sie die Energiekraftwerke der Leber, die Mitochondrien, schädigen können. Es ist auch interessant, dass sich bei Frauen, die mit dem Alkohol Schluss machen, die Lebererkrankung wesentlich langsamer zurückbildet als bei Männern. Hierfür sind wahrscheinlich immunologische Mechanismen verantwortlich.
4. Die meisten Frauen, abgesehen von denen, die bereits im Jugendalter von 14-16 Jahren Alkohol regelmäßig konsumieren, beginnen wesentlich später mit der Alkoholsucht als Männer. Oft sind auslösende Faktoren von Bedeutung - etwa einschneidende persönliche Ereignisse. Depressionen spielen eine wichtige Rolle. Der amerikanische Psychiater und Genetiker Claude Robert Cloninger stellt zum Beispiel einen stark genetisch abhängigen Typ II mit ungünstigem Verlauf (meist bei Männern) einem Typ I gegenüber, der eher von Umweltfaktoren abhängig ist und häufiger bei Frauen auftritt.
5. Frauen zeigen ein anderes Suchtverhalten als Männer. Sie trinken vorwiegend heimlich, empfinden deshalb starke Schamgefühle und können ziemlich exakt berichten, warum und wann sie Alkohol zur Bekämpfung ihrer Probleme eingenommen haben. Daraus resultiert, dass die therapeutischen Ansätze bei Frauen anders aussehen müssen als bei Männern. Das heißt: Erst müssen die Probleme gelöst werden, die dazu führen, dass die Frau zur Flasche greift, danach kann sich der Therapeut um den verstärkten Alkoholkonsum kümmern. Beides muss in der Therapie parallel laufen.
Frauen im "Nachteil"
Alkoholkonsum ist für Frauen grundsätzlich schädlicher als für Männer. Der Grund: Da der Wasseranteil im weiblichen Körper niedriger ist, erreicht der Alkohol im Körper eine höhere Konzentration - und damit eine höhere Toxizität. Außerdem wird das Enzym, das den Alkohol abbaut, in geringeren Mengen produziert, sprich der Alkohol braucht länger, bis er wieder aus dem Körper verschwindet.
Was Babys krank macht
Obwohl das fötale Alkoholsyndrom ( FAS ) seit 1973 als klinischer Krankheitsbegriff anerkannt ist, überraschte eine neue Veröffentlichung Anfang 2018 im "Journal oft the American Medical Association" die Fachwelt. Offensichtlich leiden nach dieser groß angelegten Untersuchung in den USA mehr Kinder als erwartet an neurologischen Schäden, weil ihre Mütter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken haben. Die Erkrankung scheint mindestens so häufig wie Autismus zu sein und deutlich häufiger als das Down Syndrom (Trisomie 21) oder die Spina Bifida. Bei dieser ne